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09/27/2021 | Universität Hohenheim | News

Phytotechnikum: High-Tech-Gewächshaus für Klimaforschung & Bioökonomie

Mehr Forschung auf weniger Platz: Das bringt das neue Phytotechnikum der Universität Hohenheim in Stuttgart. Das zweischiffige High-Tech-Gewächshaus mit computergesteuerter, exakt abstimmbarer Technik und modularer Flächenaufteilung ersetzt Teile der über den Campus verstreuten Einzelgewächshäuser. In zwei weiteren Bauabschnitten soll die Gewächshausfläche auf insgesamt rund 8.200 Quadratmeter erweitert und so zum wohl größten universitären Forschungsgewächshaus in Deutschland werden. Möglich wurde der Neubau des ersten Bauabschnittes dank einer großzügigen Förderung in Höhe von vier Millionen Euro, mit der die Carl-Zeiss-Stiftung die Baukosten mitfinanzierte. Weitere 4,4 Millionen Euro übernahm das Land Baden-Württemberg, 300.000 Euro die Universität Hohenheim.

Aktuelles_Hohenheim_Phytotechnikum

Im Westen des Campus der Universität Hohenheim steht der erste Teil des neuen Hightech-Forschungsgewächshauses Phytotechnikum. (Mit Wissenschaftsvideo)

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Quelle: Universität Hohenheim / Christian Trautmann

Weniger Wasser und weniger Energie

Durchdacht ist vor allem das Nutzungskonzept: Für eine niedrige Energiebilanz sorgen die Heizung über ein eigenes Fernwärmenetz, eine geplante Photovoltaik-Anlage auf den ebenen Dachflächen und Energieschirme im Inneren des Gebäudes verringern weitere Energieverluste. Vorsichtig geschätzt dürfte das neue Forschungsgewächshaus am Ende pro Quadratmeter um die zwei Drittel weniger Energie verbrauchen. Überschlägig könnte sich dies in jedem Jahr in einer vierstelligen Zahl an eingesparten Megawattstunden niederschlagen.

Hinzu kommt ein ausgeklügeltes Wassermanagementsystem: Regenwasser, das an der Stelle des Neubaus nicht mehr versickern kann, fängt die Universität in eigenen Zisternen auf, sodass es zur Bewässerung der Pflanzen und zur Kühlung des Autoklaven verwendet werden kann.

1.400 Quadratmeter Glas, darunter moderne Technik

Modulare Einzelelemente lassen sich zu verschieden großen Einheiten zusammenstellen. Je nach Versuchsanforderungen lassen sich schnell kleine und große Einheiten zu Kammern zwischen 11 und 120 Quadratmetern zusammenschalten und machen so die Forschung flexibler. „Mit diesen hochvariablen Forschungseinheiten schlägt das Phytotechnikum eine Brücke zwischen wissenschaftlicher Grundlagenforschung und Praxis“, freut sich Rektor Prof. Dr. Dabbert.

Im Inneren befindet sich modernste Technik: computergesteuerte Klimaregelung und Bewässerungsautomatik, Feinregelung für Lichtstärke, Luftfeuchtigkeit und Temperatur sowie eine variable Beleuchtungstechnik, wahlweise mit Quecksilber-, Natrium- oder Schwefel-Dampflampen. „Wir können jede Kammer einzeln ansteuern und damit den Wünschen der Forscherinnen und Forscher viel flexibler gerecht werden“, erklärt Stefan Rühle, Leiter der Serviceeinheit Hohenheimer Gewächshäuser.

Forschung an einer Pflanze mit Potenzial: Maniok

Darüber freuen sich beispielsweise Forschende vom Fachgebiet Agrartechnik in den Tropen und Subtropen unter Leitung von Prof. Dr. Joachim Müller. Sie beschäftigen sich unter anderem mit der Maniok-Pflanze, deren Wurzelknollen in weiten Teilen der Tropen und Subtropen als Grundnahrungsmittel dienen. Doch auch die Nebenprodukte, die nach der Maniokernte übrig bleiben, wie Blätter, Stängel und Schale der Wurzelknollen, haben das Potenzial für die Ernährung oder als Grundstoff für Biokraftstoffe zu dienen.

So erforschen die Wissenschaftler:innen unter anderem, wie aus den Maniokblättern Eiweiß gewonnen werden kann. „Durch den Anbau von Maniok im Phytotechnikum konnten wir den Einfluss von Sorte, Pflanzenalter und Blattstand auf die Pflanzenzusammensetzung untersuchen. Außerdem konnten wir so mehrmals im Jahr genügend Ausgangsmaterial ernten, um neue Techniken der Maniokverarbeitung zu entwickeln“, sagt Dr. Ziba Barati, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet. „Und dies alles ohne aufwändige Reisen in die Tropen und den Transport des frischen Pflanzenmaterials im Fluggepäck. Da dafür tropische Wachstumsbedingungen geschaffen werden müssen, ist ein solcher Anbau nur von Spezialisten wie der Crew vom Phytotechnikum möglich.“

Video stellt Phytotechnikum vor

Ein aktuelles Wissenschaftsvideo der Universität Hohenheim erläutert und demonstriert die Funktion des Forschungsgewächshauses. Zu sehen ist es jetzt auf YouTube: www.youtube.com/watch

Kontakt für Medien

Dipl. Ing. Stefan Rühle
Universität Hohenheim
Serviceeinheit Hohenheimer Gewächshäuser
+49 (0)711 459 24567
s_ruehle@uni-hohenheim.de

Source:
Universität Hohenheim