26.07.2004 | Pressemitteilung

Zeit zu Heilen: Künstliche Lunge unterstützt das natürliche Atmungsorgan

Die Novalung GmbH aus Hechingen ist weltweit einziger Anbieter von künstlichen Lungen, die auf natürliche Weise vom menschlichen Herzen mit Blut versorgt werden

Lebenswichtige Organe vorübergehend oder sogar auf Dauer durch künstliche ersetzen zu können, ist heute schon mehr als nur ein Traum. Die Novalung GmbH aus Hechingen ist weltweit der erste Anbieter einer funktionstüchtigen künstlichen Lunge. Lungenleiden sind in Europa und den USA die dritthäufigste Todesursache. »Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jährlich neun Millionen Menschen an Lungenerkrankungen«, sagt Dr. med. Georg Matheis, Geschäftsführer der Novalung GmbH. »Im Gegensatz zu den beiden noch häufigeren Todesursachen, den Herzkrankheiten und dem Krebs, hat die Medizintechnikindustrie bislang viel zu wenig in Behandlungsmöglichkeiten für Lungenkrankheiten investiert.«Was das im Jahr 2002 in Hechingen am Fuß der Schwäbischen Alb gegründete Medizintechnikunternehmen Novalung leistet, ist für den Geschäftsführer der BioRegio STERN Management GmbH, Dr. Klaus Eichenberg, der die Interessen von Existenzgründern, Unternehmern und Forschern im Lifescience-Bereich gegenüber Politik, Medien und Verbänden vertritt und sie bei Förderanträgen und Unternehmensfinanzierungen berät, »Pionierarbeit im eigentlichen, im allerbesten Sinne.« Denn die künstliche Lunge der Novalung GmbH ist bisher weltweit die erste, die auf natürliche Weise vom menschlichen Herzen mit Blut versorgt wird. Seit Anfang 2003 wurde die so genannte ILA (Interventional Lung Assist) zur zeitweisen Lungenunterstützung bei über 300 Patienten mit akutem Lungenversagen, etwa bei schweren Entzündungen oder Verletzungen, eingesetzt. Der Brustkorb muss dazu nicht geöffnet werden, nicht einmal eine Vollnarkose ist erforderlich, wie Dr. Matheis erklärt. »ILA wird ohne Operation mit zwei Kanülen an den Blutkreislauf angeschlossen. Sie entfernt Kohlendioxid aus dem Blut und reichert das Blut mit Sauerstoff an. Diese Entlastung gibt der Lunge Zeit zu Heilen.«Die nur 14 mal 14 Zentimeter große künstliche Lunge erlaubt die sonst übliche mechanische Beatmung, die intensiv in die Funktion des menschlichen Körpers eingreift, zu ergänzen und in manchen Fällen zu ersetzen. »Die mechanische Beatmung ist ein zweischneidiges Schwert«, so Dr. Matheis. »Die Atemluft wird normalerweise mit Unterdruck in die menschliche Lunge gesaugt, während das Beatmungsgerät Luft in die Atemwege drückt. Beim Lungenversagen kann dieser unnatürliche Druck die Lunge schädigen«, erklärt Dr. med. Georg Matheis. Im Durchschnitt benötigen betroffene Patienten eine Lungenunterstützung für einen Zeitraum von etwa zehn Tagen, aber auch Anwendungen von über einem Monat, beispielsweise zur Überbrückung der Wartezeit für eine Lungentransplantation, kamen bereits vor. Die ILA ist durch das Verringern der mechanischen Beatmung eine schonende und kostengünstige Alternative.
Bei Novalung wird die Entwicklung der künstlichen Lunge weiter vorangetrieben. Im kommenden Jahr wird die »Biolung« erstmals in der Klinik eingesetzt, die weltweit erste künstliche Lunge, die den Gasaustausch der menschlichen Lunge vollständig ersetzen kann. Selbstverständlich wird die Biolung, wie alle Produkte der Novalung GmbH, in Hechingen hergestellt werden. Die Biolung wird in einer ersten Entwicklungsstufe außerhalb des Körpers getragen. Sie soll in der Zukunft für Patienten im Endstadium bestimmter Lungenkrankheiten zur Verfügung stehen. Die Fachleute in den Kliniken arbeiten intensiv mit an diesem großen Ziel, wie Dr. Matheis erklärt: »Es ist sehr wichtig, dass die Spezifikationen und Anforderungen für die Entwicklung der künstlichen Lungen mit den Ärzten und Wissenschaftlern gemeinsam festgelegt werden.«Zur Sicherung des Unternehmenswachstums nimmt die Novalung GmbH Unterstützung durch Wagniskapitalgeber in Anspruch. Mit einem Einsatz von mehreren Millionen Euro wird das Unternehmen von der zur L-Bank gehörenden L-EigenkapitalAgentur (L-EA) gemeinsam mit der SEED, Tübingen, als Leadinvestor, dem Novalung-Managememt sowie einem strategischen Partner aus der Schweiz finanziert. Damit werden der Novalung GmbH weitere Entwicklungs- und Wachstumsmöglichkeiten im Hechinger »Medical Valley« ermöglicht. »Tatsächlich ist die Herstellung der künstlichen Lunge zurzeit noch sehr aufwändig«, erklärt Dr. Matheis. »Sie wird mit hohem Personalaufwand hergestellt, von einer Massenproduktion sind wir noch entfernt.« Obwohl sich die Novalung GmbH zunächst auf den deutschen Markt beschränkt hat, wurden bereits Produkte nach England, in die Schweiz, die Niederlande, nach Österreich und nach China geliefert. In der Welt der Medizin verlässt man sich gerne darauf, dass sich herausragende Forschungsergebnisse »herumsprechen«. »Bis zu einem bestimmten Punkt funktioniert die Mundpropaganda sehr gut«, bestätigt STERN-Geschäftsführer Dr. Klaus Eichenberg. »Irgendwann reicht das aber nicht mehr, denn einerseits sollen viele Patienten versorgt werden, andererseits wollen die Kapitalgeber auch wirtschaftliche Erfolge sehen. Für die dann anstehenden Schritte steht STERN mit Rat und Tat bereit.«