14.03.2013 | Pressemitteilung

Technologieplattform für virtuelle Organe

Die Stuttgarter Insilico Biotechnology AG simuliert komplette Leber

Die Insilico Biotechnology AG hat ihre bestehende Technologieplattform zur Simulation biochemischer Prozesse in lebenden Zellen erfolgreich weiter entwickelt. Inzwischen steht ein Organmodell der Leber inklusive Blutkreislauf zur Verfügung. Die Plattform ist vor allem für Kunden aus der Pharma-, Chemie- und Kosmetikindustrie interessant, die mit Hilfe dieser Technologie computerbasierte Toxizitätstests durchführen können.

Die Leber ist ein zentrales Organ im Körper und verantwortlich für den Abbau und die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen. Die Insilico Biotechnology AG aus Stuttgart erforscht seit Jahren diese komplexen Vorgänge und hat als Spezialist für Systembiotechnologie eine Plattform entwickelt, die diese Prozesse in silico – also im Computer – abbildet. Nachdem das Unternehmen bereits seit 2007 eine virtuelle Leberzelle für die Medikamentenentwicklung auf den Weg gebracht hat, hat es nun die Leber als räumliches Organmodell inklusive Blutkreislauf erstellt. Das neue Modell ist in der Lage, Daten sowohl auf zellulärer Ebene als auch auf Organebene zu verarbeiten. Mittelfristig plant die Insilico Biotechnology die Plattform als modulares System, das um weitere Organe wie Herz oder Niere ergänzt werden kann. Letztendlich wird dabei ein Ganzkörpermodell entstehen, an dem sämtliche Eigenschaften sowie Reaktionen eines individuellen Organismus simuliert und getestet werden können. Schon jetzt kann die virtuelle Leber neben Eigenschaften wie Geschlecht, Alter oder Gewicht auch genombasierte Abbauwege für toxische Substanzen abbilden und ermöglicht somit zuverlässige Aussagen über zeit- und dosisabhängige Wirkungen bei verschiedenen Patientengruppen.

Die Plattform, die in die High-Performance-IT-Struktur des Unternehmens eingebettet ist, kann von verschiedenen Standorten aus genutzt werden und ist sehr leistungsfähig. Beispielsweise liegen die Aussagen zu Stoffwechsel-Veränderungen durch Zugabe bestimmter Substanzen innerhalb von wenigen Minuten – statt bisher in ein bis zwei Tagen – vor.

Die Plattformtechnik kann von der Industrie aus der Chemie-, Pharma- oder Kosmetikbranche eingesetzt werden, um toxikologische Prüfungen durchzuführen. Langfristig wird das Modell somit Tierversuche reduzieren können. Das ist auch wichtig im Zusammenhang mit der neuen EU-Chemikalienverordnung REACH zur Meldung, Bewertung und Zulassung von Chemikalien. Diese schreibt vor, dass Hersteller und Importeure die Wirkungen von Chemikalien auf die menschliche Gesundheit untersuchen müssen.

Seit seiner Gründung im Jahr 2001 ist das Unternehmen stark gewachsen und kürzlich in größere Räume umgezogen. Heute arbeiten am Standort in der BioRegion STERN rund 20 Mitarbeiter an der Simulation biochemischer Prozesse in lebenden Zellen. „Wir sind erfolgreich bei der Lösung technisch anspruchsvoller Fragestellungen“, sagt Geschäftsführer Klaus Mauch. „Aber stolz sind wir vor allem auf die wirtschaftliche Umsetzung unserer Lösungen in Kooperation mit führenden industriellen Partnern.“