Die Entwicklung der Immuntherapie gegen Krebs hilft der Corona-Impfstoffforschung – und umgekehrt

BioRegio-STERN-Interview mit Dr. Dominik Maurer, Vizepräsident Immunologie bei Immatics. Das Unternehmen, inzwischen börsennotiert an der Nasdaq in den USA, ist eine Ausgründung aus der Abteilung Immunologie am Interfakultären Institut für Zellbiologie (IFIZ) der Eberhard Karls Universität Tübingen und entwickelt Immuntherapien gegen Krebs. Maurer, Biologe mit Schwerpunkt Immunologie, ist kurz nach der Gründung vor 20 Jahren zum Unternehmen gekommen und seit 2020 als Standortleiter in Tübingen tätig. Er berichtet, welche Ziele Immatics in der Region – und darüber hinaus – hat.

Labor mit Proben und vielen Geräten

Hinter den Kulissen bei Immatics in Tübingen

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Copyright: Max Lautenschläger/Immatics

Sie sind seit kurzem Standortleiter in Tübingen. Wie sieht die Perspektive für diesen Standort aus?

Immatics – und übrigens auch CureVac – wurden aus der von Prof. Dr. Hans- Georg Rammensee geleiteten Abteilung Immunologie des Interfakultären Instituts für Zellbiologie (IFIZ) der Eberhard Karls Universität Tübingen ausgegründet. Der weltweit führende Wissenschaftler auf dem Gebiet der antigenspezifischen Immunbiologie ist Mitbegründer der Immatics und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats. Tübingen ist also der Gründungsort von Immatics, mit dem wir tief verbunden sind. Unsere Basistechnologien, die wir für unsere klinischen Anwendungen nutzen, sind in Tübingen eng mit den Personen verbunden, die daran arbeiten. Unter anderem findet die Entwicklung der bispezifischen TCR-Moleküle (TCER® Moleküle) hier statt. An unserem Firmensitz in der Paul-Ehrlich-Straße, rund um die Sternwarte, schaffen wir zusätzliche Büro- und Laborflächen für weitere 100 Mitarbeiter. Aktuell sind am Standort Tübingen etwa 150, in Houston, Texas, 80 und in München 20 Mitarbeiter beschäftigt. Wir wollen uns in der Region noch stärker positionieren und präsentieren, auch als Top-Arbeitgeber. An diesem Standort gibt es inzwischen ein sehr gutes Ökosystem mit verschiedenen Biotech- und Pharmaunternehmen, mit denen wir im besten Sinne konkurrieren, um herausragende Mitarbeiter im
Life-Sciences Bereich und um die guten Wissenschaftler, die aus der Universität und dem Universitätsklinikum kommen. Dabei müssen wir den Vergleich nicht scheuen: Wir bieten neben unserer exzellenten, innovativen und international anerkannten Forschung auch sehr gute Arbeitsbedingungen. So legen wir beispielsweise großen Wert auf eine sehr offene, respektvolle und kollaborative Arbeitsatmosphäre und haben eine Vielfalt an „Social Benefits“ wie zum Beispiel unseren Kinderbetreuungszuschuss.

Welche Bedeutung hat die wissenschaftliche Arbeit für Sie persönlich?

Vom Herzen her bin ich Wissenschaftler. Um die Arbeit als Standortleiter damit zu vereinbaren, muss man diszipliniert sein. Ich habe das Glück, hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben, und die machen das so gut, dass ich nur wenig unterstützen muss. Wir alle haben das Ziel, Krebstherapien zu entwickeln, die am Ende das Leben von Krebspatienten verlängern. Das ist die Motivation, die auch mich schon so lange bei Immatics hält und die mich noch immer fasziniert.

Was bedeutet Ihnen ein Netzwerk wie die BioRegion STERN?

Das Netzwerk ist besonders wichtig, wenn es um Start-ups und junge Unternehmen geht. Wir brauchen so ein Netzwerk unbedingt, und wir wollen uns noch stärker einbringen und etwas zurückgeben. Immatics hat ja vor 15 Jahren auch stark von der BioRegio STERN Management GmbH profitiert. Es ist wichtig, dass wir jungen innovativen Unternehmen Starthilfe geben, zumindest mit Know-how. Und wir profitieren dann auch von diesen Innovationen und können gemeinsam diesen Biotech-Wirtschaftsstandort weiter stärken. Die BioRegionSTERN ist ein ganz wichtiges Puzzleteil in diesem Gesamtkonzept.

Kommt das Thema Krebstherapie in der Covid-19-Pandemie zu kurz?

Es ist schon richtig, dass in der Wahrnehmung Krebstherapie im Augenblick
vielleicht nicht bei allen auf dem Radar ist. Es stimmt auch, dass manche
Krankenhäuser aufgrund der Covid-19-Pandemie Schwierigkeiten haben, andere Behandlungen durchzuführen. Aber die Krebstherapie-Forschung kommt durch Covid-19 nicht zu kurz. Schließlich ist die mRNA-Technologie, auf der die Vakzine von BioNTech, Moderna und CureVac basieren, im Zusammenhang mit Krebstherapien entwickelt worden. Und die Informationen, die wir aktuell aus den Impfstudien erhalten, sind umgekehrt auch für unsere Forschung für die Krebstherapien wertvoll. Das Wissen, das wir jetzt im Zusammenhang mit der Pandemie generieren, hilft auch uns, in unserer Forschung vorankommen.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Biotech-Branche ein?

Die Wertschätzung und die Sichtbarkeit der Biotech-Branche ist da. Und das
wirkt sich auch auf die Finanzierung solcher Unternehmen aus. Es ist deutlich geworden, dass gerade innovative Biotech-Unternehmen eine ganz wichtige Rolle spielen, wenn es um die Bekämpfung von Krankheiten geht. Ganz unabhängig davon, ob es um Krebs oder um Virusinfektionen geht. Es ist klar geworden, dass man diese Unternehmen stärken muss, um in Zukunft gegen weitere Krankheiten oder Pandemien gewappnet zu sein, die uns alle betreffen.

Zur Immatics-Homepage: www.immatics.com

Frau im Labor dreht an einem Rad um ein Gerät zu richten

Auf der Suche nach der richtigen Zielstruktur im Kampf gegen Krebs

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Copyright: Max Lautenschläger/Immatics

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Quelle:
BioRegio STERN Management GmbH