16.09.2020 | Universität Stuttgart | News

Carl-Zeiss-Förderung: Baumaterialien wie Insektenpanzer

Chitin ist Hauptbestandteil des Exoskeletts von Insekten, Spinnen- und Krebstieren und sorgt zum Beispiel bei einem Insektenpanzer dafür, dass dieser robust und zugleich biegsam ist. Eine Forschungsgruppe um Prof. Sabine Laschat an der Universität Stuttgart möchte aus Chitin und seinen Derivaten in einem wasser-basierten Prozess Werkstoffe entwickeln, die für Spezialanwendungen im Bauwesen geeignet sind und dort den Energieverbrauch nachhaltig senken sollen. Die Carl-Zeiss-Stiftung fördert das Projekt im Rahmen ihrer Förderlinie „Perspektiven“ mit rund zwei Millionen Euro.

Darstellung: rötlicher Chitinpanzer einer Krabbe, blaue schematische Fasern, beige transparentes Hydrogel, weißes Material mit dunkler Beschichtung als Prototyp

Schematische Darstellung der Prozessierung von Chitinwerkstoffen.

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Copyright: Universität Stuttgart/Institute

Schrittweises Vorgehen

Eine zentrale Herausforderung für die technische Nutzung von Chitin ist dessen Überführung in eine auf der Nanoskala geordnete, aber fluide prozessierbare Form. Dies soll über mehrere Schritte untersucht werden: Zunächst wollen die Forschenden den Rohstoff Chitin mit Hilfe von Mikroorganismen „umprogrammieren“, damit modifizierte Zucker-Monomere in die wachsende Polymerkette eingebaut und maßgeschneiderte Chitin-Copolymere mit veränderbaren strukturellen und mechanischen Eigenschaften erzeugt werden. Diese Chitin-Derivate sollen über komplexe Fluide (kolloidaler Chitin-Lösungen, lyotrop flüssigkristalline Lösungen oder Hydrogele) prozessierbar gemacht werden. Die dabei entstehenden komplexen Fluide sollen durch kontrollierten Wasserentzug, Mineralisation oder Treibmittel zu festen Schäumen, Verbundwerkstoffen oder Beschichtungen verarbeitet werden, die einstellbare Biegesteifigkeiten aufweisen für die additive Fertigung geeignet sind. Schließlich sollen erste Prototypen innovativer Baumaterialien und Komponenten entwickelt und Optimierungsregeln zum Beispiel für die akustische Absorption, Wärmedämmung und Kompostierbarkeit definiert werden. 

Weitere Informationen

Kontakt:
 

Fachlicher Kontakt:

Prof. Dr. Sabine Laschat
Universität Stuttgart
Institut für Organische Chemie
Tel.: +49 711 685 64268
sabine.laschat@oc.uni-stuttgart.de

Medienkontakt:

Andrea Mayer-Grenu
Wissenschaftsreferentin, Forschungspublikationen
Tel.: +49 711 685-82176
andrea.mayer-grenu@hkom.uni-stuttgart.de

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Quelle:
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