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04/24/2008 | Press

»Auch steriler Schmutz ist Dreck«

Tübinger Medizinprodukte-Dienstleister SMP GmbH wächst weltweit

Die SMP GmbH aus Tübingen prüft im Auftrag von Reinigungsgeräte-, Medizingeräte- und Chemieherstellern sowie Kliniken die Reinigung von medizinischen Instrumenten. Um die Qualität der Reinigung sicherzustellen, entwickelt die SMP GmbH laufend neue Prüfverfahren. Zahlreiche neue Aufträge, unter anderem aus Japan und den USA, machten jetzt den Umzug in größere Labore und Büros erforderlich.

Operationsbestecke in Krankenhäusern und Arztpraxen haben nicht nur sauber, sondern rein zu sein. Klaus Roth, Geschäftsführer der Tübinger SMP GmbH Service für Medizinprodukte, bezweifelt, dass die Praxis dieser Anforderung entspricht: »Auch steriler Schmutz ist Dreck und die Sterilisatoren töten zwar die Keime ab, können aber keine Verschmutzungen entfernen.«
Mit diesem Thema beschäftigt sich der gelernte Zahntechniker seit nunmehr 17 Jahren. In der minimal-invasiven Chirurgie etwa werden die Instrumente immer kleiner, die Hohlräume immer unzugänglicher für herkömmliche Reinigungsverfahren. »Die Instrumente haben Nischen und Winkel, in denen sich der Schmutz so absetzen kann, dass er nicht ausgespült werden kann«, so Klaus Roth. Er entwickelte in den 1990er Jahren an der Tübinger Universitätsklinik eine neue Methode, um mit radioaktiv markiertem Testschmutz den Reinigungserfolg überprüfen zu können.
Der SMP-Geschäftsführer, der sich seit Beginn seiner Forschungsarbeit auch in den zuständigen Normengremien engagiert, war von der Bedeutung seiner Arbeit stets zutiefst überzeugt – auch wenn sich der Gesetzgeber erst reichlich spät in angemessener Weise um das Thema gekümmert hat. »Seit 1993 müssen die Hersteller endlich sicherstellen, dass von ihren Instrumenten hinsichtlich der Hygiene keine Gefährdung für den Patienten ausgeht.« Das gilt nach dem Medizinproduktegesetz auch für die Anbieter von Reinigungs- und Desinfektionsgeräten in den Kliniken. Schließlich ist es ein großer Unterschied, ob Geräte beim Hersteller getestet oder von teilweise unzureichend ausgebildetem Klinikpersonal bedient werden.
Die SMP GmbH verschickt deshalb täglich im Auftrag von Reinigungsmaschinenherstellern definiert verschmutzte Klemmen an Krankenhäuser, die diese dann gereinigt zur Analyse zurückgeben. Unter anderem trugen die Klemmen, die im vergangenen Jahr untersucht wurden, dazu bei, dass das Unternehmen, das heute 20 Mitarbeiter beschäftigt, eine deutliche Umsatzsteigerung auf etwa eine Million Euro erzielte. Die Klemmen liefern darüber hinaus ein aussagefähiges Bild über die Sauberkeit von Instrumenten in deutschen Kliniken.
Von besonderer Bedeutung ist ein von der SMP angewandtes Verfahren, mit dem sich sicher nachweisen lässt, ob Instrumente frei von Prionen sind. Pathogene Prionen gelten als Auslöser der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen bzw. von BSE beim Rind und sind durch herkömmliche Reinigungs- und Sterilisationsverfahren schwer abzutöten. Am problematischsten ist dies bei hitzeempfindlichen chirurgischen Instrumenten, die nicht mit den bei der Dampfsterilisation üblichen 134 Grad Celsius gereinigt werden dürfen. SMP ist weltweit das einzige private Labor, das auf diesem Gebiet arbeitet.
Neben den Kunden aus der BioRegion STERN arbeitet die SMP GmbH für Auftraggeber aus der ganzen Welt. Amerikanische wie japanische Hersteller vertrauen dem Tübinger Unternehmen. »Es gibt weltweit rund 180 Publikationen zum Thema Reinigung und Prüfmethoden – ein Drittel davon stammt von meinem Team und mir«, erklärt Klaus Roth nicht ohne Stolz. Die jüngste Erweiterung der Labor- und Büroflächen auf 1.000 Quadratmeter ist nur ein Zwischenschritt: Niederlassungen in den USA und in Japan sind bereits fest geplant.