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07/08/2014 | Press

Einzigartiges Projekt als Anschub für die Regenerative Medizin

REGiNA-Abschluss-Symposium: Präsentation der Ergebnisse

Beim Abschluss-Symposium des Projekts Gesundheitsregion REGiNA präsentierte die BioRegio STERN Management GmbH am Freitag, 4. Juli 2014, im Stuttgarter Haus der Wirtschaft die Ergebnisse von fünf Jahren wissenschaftlicher und praktischer Arbeit. Insgesamt wurden in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt mit knapp 30 Projektpartnern in 18 Teilprojekten bisher rund zwölf Millionen Euro ausgegeben, davon rund 6,4 Millionen als Eigenanteil der Projektpartner. Den Erfolg belegen Marktzulassungen für mehrere Medizinprodukte; bis die Regenerative Medizin in der Gesundheitsversorgung jedoch etabliert ist, bleibt noch einiges zu tun.

„REGiNA bringt Produkte und Verfahren der Regenerationsmedizin in die Gesundheitsversorgung der Patienten“ – Dr. Klaus Eichenberg, Geschäftsführer der BioRegio STERN, begrüßte die Projektbeteiligten, interessierte Wissenschaftler und Unternehmer mit denselben Worten, die er fünf Jahre zuvor zum Auftakt des Projekts gewählt hatte. Wie viel von dem, was er damals in Aussicht stellte, eingelöst werden konnte, belegen zahlreiche Teilprojekte, aus denen Marktzulassungen für Produkte hervorgingen. Beispielsweise die Implantate als Knorpel-, Haut- und Weichteilersatz der Esslinger Amedrix GmbH, die teilweise bereits CE-zertifiziert sind. „Die Unterstützung von BioRegio STERN und REGiNA hat unsere Produktentwicklung entscheidend vorangebracht“, ist Amedrix Geschäftsführer Dr. Thomas Graeve fest überzeugt.

REGiNA war deutschlandweit das einzige Projekt, das interdisziplinär alle Akteure zum Thema Regenerative Medizin – Ärzte, Kostenträger, Patienten, Wissenschaftler, Unternehmer und Bürger – zusammenbrachte. Das Team rund um die BioRegio STERN Management GmbH leistete dafür in den vergangenen fünf Jahren bei Symposien, Messen sowie mit Publikation wie einer Broschüre zur Regenerativen Medizin reichlich Kommunikations- und Förderarbeit. Insgesamt wurden in dem BMBF-geförderten Projekt in 18 Teilprojekten mit knapp 30 Projektpartnern bisher rund zwölf Millionen Euro ausgegeben, davon etwa 6,4 Millionen als Eigenanteil der Gesundheitsregion. Dass dieses Geld gut angelegt wurde, bestätigte der Vorsitzende des wissenschaftlichen Projektbeirats, Prof. Dr. Matthias Steinwachs von der Schulthess Klinik Zürich: „Bei REGiNA haben alle eine tolle Arbeit geleistet, ein Großteil der Projekte hat sich erfolgreich etabliert, einige Erwartungen waren vielleicht zu hoch gegriffen aber in der Summe können wir zufrieden sein.“ Auch Dr. Gerhard Stumm von der VDI Technologiezentrum GmbH, Projektträger für das BMBF, ist vom Erfolg des Projektes überzeugt und lobt die gute Zusammenarbeit mit der BioRegio STERN Management GmbH. In der Kooperation seien bei einigen der Teilprojekte sehr gute Ergebnisse erzielt worden.

Prof. Dr. Hans Peter Wendel von der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Tübingen entwickelte beispielsweise im Rahmen des Projekts gemeinsam mit dem Hechinger Medizinprodukthersteller JOTEC GmbH spezielle Oberflächen für Implantate mit Blutkontakt. Diese verhindern, dass Stents oder Katheter als Fremdkörper wahrgenommen werden und unerwünschte Reaktionen hervorrufen. Das Zustandekommen solcher Kooperationen von Forschung und Industrie war eines der erklärten Ziele des Projekts: „REGINA hat dafür gesorgt, dass erfolgreich interdisziplinär gearbeitet werden konnte“, bestätigt Prof. Wendel. Damit sich die Forscher voll und ganz auf ihre Projekte konzentrieren konnten, unterstützten die REGiNA-Akteure sie gezielt bei der Suche nach Kooperationspartnern. Die Einzigartigkeit des Projekts bestätigte auch Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BIO Deutschland, dem Branchenverband der Biotechnologie-Industrie: „Alles steht und fällt mit der Kommunikation; es war wichtig, dass REGiNA alle Akteure an einen Tisch gebracht hat.“

Neben der Entwicklung und Zulassung stand daher stets auch das Thema Erstattung der Produkte im Fokus. Denn für Produkte und Verfahren der Regenerativen Medizin muss zunächst einmal viel Geld in die Forschung investiert werden. Carsten Linti vom Institut für Textil- und Verfahrenstechnik Denkendorf, ITV, entwickelt beispielsweise einen Arterien-Schnellverschluss, der nicht nur das Nachbluten unterbindet, sondern auch noch vollständig im Körper abgebaut wird. Diese Innovation wird Komplikationen für den Patienten verhindern und die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus verkürzen helfen.

Die Krankenkassen stehen nun angesichts begrenzter Mittel vor der Frage, welche neuen regenerativen Behandlungsmethoden und Produkte sie finanzieren sollen und können. Das ist das Fachgebiet des Gesundheitsökonomen und REGiNA-Projektteilnehmers Dr. Wolf Rogowski vom Helmholtz-Zentrum in München. Er versucht, Potenzial und Grenzen von Innovationen für das Gesundheitswesen zu bewerten. Eine zentrale Frage dabei ist: „Wie viel sind wir bereit, für unsere Gesundheit zu bezahlen?“ Nicht jede Anwendung eines neuen Produkts könne immer vollständig von den Kassen übernommen werden.

„Das ist eine schwierige Diskussion, die von der Politik gerne vermieden wird“, so Dr. Rogowski. Die Kluft zwischen Patientennutzen und Kostenersparnis gelte es in Zukunft noch zu schließen. So kann mit Methoden der Regenerativen Medizin ein Knorpeldefekt im Knie nicht nur kurzfristig repariert, sondern tatsächlich geheilt werden. Künstliche Gelenke hingegen erfordern meist mehrere Operationen und der Patient bleibt dennoch häufig sein Leben lang eingeschränkt. Wenn Kostenträger jedoch nur innerhalb eines Abrechnungsjahres kalkulieren, bleiben die langfristigen Einsparungen regenerativer Methoden ohne angemessene Berücksichtigung. Hier zu einer adäquaten Sicht auf Kosten und Nutzen zu kommen, war eines der Anliegen von REGiNA, das sicherlich weiterhin verfolgt werden muss.

„REGiNA ist noch nicht abgeschlossen“, erklärte denn auch Dr. Klaus Eichenberg bestimmt. „REGiNA hat die Regenerative Medizin zwar entscheidend vorangebracht, aber das ist nur der Anfang, dieser Weg wird in der Region weitergeführt. Aus dem Projekt haben sich zahlreiche neue Projekte entwickelt, und es wird spannend sein zu sehen, wo wir in weiteren fünf Jahren stehen.“

Film ab!

Den Erfolg des REGiNA-Projekts dokumentieren mehrere Filme der BioRegio STERN Management GmbH. Sie stellen ausgewählte Forschungsarbeiten aus der Gesundheitsregion vor. So wird beispielsweise gezeigt, wie Dr. Bernd Rolauffs von der Tübinger BG-Unfallklinik Knorpelimplantate auf Basis menschlicher Knorpel- und Stammzellen durch gezielte mechanische Kompression und Streckung optimiert und wie Prof. Dr. Hans Peter Wendel und seine Kollegin Dr. Meltem Avci-Adali vom klinischen Forschungslabor des Tübinger Universitätsklinikums für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie Gefäßprothesen mit körpereigenen Zellen so geschickt tarnen, dass das Blut sie nicht mehr als Fremdkörper erkennt und eine Entzündungsreaktion unterbleibt.

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Prof. Dr. Hans-Oliver Rennekampff, Barbara Behle, Dr. Viola Bronsema und Prof. Dr. Matthias Steinwachs.

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Foto: BioRegio STERN