20.01.2010 | Pressemitteilung

Paradigmenwechsel in der Zellforschung geschickt genutzt

Cellendes GmbH revolutioniert den Markt für dreidimensionale Zellkultivierung - Dr. Brigitte Angres und Dr. Helmut Wurst, Gründer und Geschäftsführer der Cellendes GmbH in Reutlingen, haben ein neuartiges synthetisches Hydrogel für die Kultivierung von Zellen entwickelt. Es ermöglicht eine bessere Testung neuer Wirkstoffe, beispielsweise in der Pharmaindustrie, weil es eine natürlichere Gestaltung der Umgebung für die Zelle möglich macht. Das innovative Hydrogel soll ab 2010 weltweit vertrieben werden.

Ohne Zellkulturen wäre die moderne Zellbiologie nicht denkbar. Mehrere tausend Zelllinien – vom Menschen und gut 150 Tierarten – werden in den Laboren der Welt außerhalb des ursprünglichen Organismus unter kontrollierten Bedingungen kultiviert und kommerziell angeboten. Allerdings hat das Wachstum der Zellen auf flachen Kulturschalenböden, wie Forscher seit wenigen Jahren wissen, einen entscheidenden Nachteil: Die Zellen verhalten sich nicht wie in ihrer natürlichen Umgebung. Deshalb versuchen die Wissenschaftler nun mit Hilfe dreidimensionaler Substrate, das natürliche Umfeld der Zellen im Gewebeverband oder der extrazellulären Matrix nachzubilden. Den Paradigmenwechsel von der zweidimensionalen Kultivierung der Zellen in Kulturschalen hin zur dreidimensionalen Kultivierung innerhalb eines definierten Hydrogels hat sich die im Juli 2009 gegründete Cellendes GmbH zunutze gemacht.
Die Biologen Dr. Brigitte Angres und Dr. Helmut Wurst, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens, haben ein neuartiges, synthetisches Hydrogel für dreidimensionale Anwendungen entwickelt, mit dessen Hilfe Forscher Zellen innerhalb einer genau definierten Matrix kultivieren können. Die so genannten biomimetischen Gele der Cellendes GmbH haben gegenüber anderen Hydrogelen, die bereits auf dem Markt sind, entscheidende Vorteile. Herkömmliche Gele für die dreidimensionale Kultivierung werden in den meisten Fällen aus tierischen Substraten, beispielsweise Kollagen, hergestellt. Der Nachteil: Die Zusammensetzung kann nicht variiert werden, eventuell unerwünschte Komponenten bleiben enthalten, undefinierte Verunreinigungen können auftreten und die Untersuchungsergebnisse verfälschen. Synthetische Gele, die bisher angeboten werden, bieten nicht die Flexibilität, bioaktive Substanzen wie Adhäsionspeptide oder ausgesuchte Proteine, die das Verhalten der Zellen steuern sollen, einzubinden, wie es mit der Technologie von Cellendes möglich ist.
Cellendes schließt die Lücke in beide Richtungen: Die in Reutlingen neu entwickelten Gele sind einerseits vollsynthetisch, andererseits ist es aber auch möglich, bioaktive Substanzen einzukoppeln. »Die Anwender erhalten eine exakt designbare Matrix aus den definierten Komponenten und können die Wirkung bestimmter Substanzen an den Zellen in einer dreidimensionalen Umgebung testen«, erklärt Brigitte Angres. Helmut Wurst ergänzt: »Darüber hinaus ist die Herstellung des Gels für den jeweiligen Anwender simpel und erfordert weder große Erfahrung noch spezifisches Equipment – das war uns bei der Entwicklung sehr wichtig.«
Das Handling ist tatsächlich denkbar einfach: Cellendes liefert zwei Flüssigkeiten – ein aktiviertes Polymer sowie einen so genannten Vernetzer mit dessen Hilfe sich Polymere über eine chemische Reaktion verknüpfen. Vor der Vernetzung können diverse Biofaktoren an das Polymer gebunden werden. Das Hydrogel ist in wenigen Minuten fertig gestellt. Im transparenten Gel können die Zellen mühelos mikroskopisch untersucht und eingefärbt werden. Zwei von den drei Gelen, die Cellendes anbietet, sind wieder abbaubar, sodass mit und an den Zellen weiter gearbeitet werden kann. »Wir sind die ersten auf dem Markt, die ein so flexibles System anbieten, das für die Grundlagenforschung in der Zellbiologie ebenso interessant ist wie für deren Anwendung in der Pharmaindustrie oder der regenerativen Medizin«, so die Unternehmer.
An eine eigene Firma hatten die beiden Geschäftsführer, die lange Zeit in der Produktentwicklung des kalifornischen Biotech-Unternehmens Clontech gearbeitet hatten und derzeit auch noch am Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut, NMI, der Universität Tübingen beschäftigt sind, seit längerem gedacht. Aktuell werden die beiden Gründer durch das EXIST-Forschungstransfer-Programm gefördert. Der »richtige« Startschuss wird im Juli 2010 – exakt ein Jahr nach der offiziellen Gründung der Cellendes GmbH – fallen. In der Zwischenzeit stehen Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern und Vertriebspartnern in Deutschland, den USA und Japan an. Bis dahin bietet das NMI das ideale Umfeld. »Das NMI ist ein sehr gutes Sprungbrett, um eine Firma zu gründen«, erklärt Helmut Wurst, der auch von der Förderung und Betreuung durch die BioRegio STERN Management GmbH sehr angetan ist. »Die BioRegio STERN ist ausgesprochen hilfreich und hat ein sehr proaktives Management, das sich intensiv und kompetent um Gründer kümmert.«

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