Attempto-Preis für die Sichtbarmachung einzelner Proteine in lebenden Nervenzellen

Die Doktorandin Aleksandra Arsić wird für ihre herausragende Arbeit ausgezeichnet, die neue Möglichkeiten bei bildgebenden Verfahren in der Hirnforschung eröffnet

Arsić hatte gemeinsam mit ihren Koautorinnen und -autoren einen Weg gefunden, bestimmte Proteine in der lebenden Nervenzelle gezielt mit einem Fluoreszenzfarbstoff zu markieren. Diese Neurofilamente gehören zum Zellskelett, das den Nervenzellen ihre Struktur gibt. Die minimale Markierung stört die normalen Stoffwechselprozesse der Zellen nicht. Dadurch lassen sich Vorgänge in Nervenzellen von Mäusen mithilfe erweiterter Methoden der Lichtmikroskopie bis über die Beugungsgrenze des Lichts hinaus auf der Ebene der Neurofilamentmoleküle verfolgen.

Um nur die interessierende Molekülklasse der Neurofilamente im Lichtmikroskop sichtbar zu machen, nahm Aleksandra Arsić mit ihren Kolleginnen und Kollegen unter der Leitung von Dr. Ivana Nikić-Spiegel am CIN eine hochspezifische genetische Manipulation vor: In die Ketten von Aminosäurebausteinen, aus denen die Neurofilamente bestehen, wurde eine künstliche Aminosäure eingefügt. An diese konnte das Forschungsteam in einer Click-Markierung einen Farbstoff ankoppeln, der ein Fluoreszenzsignal aussendet. Die Click-Markierung beruht auf den innovativen Methoden der biologisch angewandten Click-Chemie, für deren Entdeckung der diesjährige Nobelpreis für Chemie vergeben wird.

Der von Aleksandra Arsić und ihren Koautoren entwickelte Ansatz erlaube nicht nur bislang undenkbare Einblicke in das molekulare Gefüge lebender Nervenzellen und deren normaler Entwicklung, sondern auch Einblicke in die Rolle molekularer Veränderungen infolge von Mutationen, Infektionen und Umwelteinwirkungen unterschiedlicher Art, die mutmaßlich für die Entwicklung von Störungen normaler Hirnfunktionen verantwortlich sein dürften, sagte Professor Hans-Peter Thier vom CIN in seiner Laudatio.

Der Attempto-Preis wurde 1983 von dem Psychiater Konrad Ernst und seiner Ehefrau Dorothea gestiftet. Er wird an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für herausragende Arbeiten über Hirnleistungen und deren Störungen vergeben, die an der Universität Tübingen und an den der Universität verbundenen Tübinger Einrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft entstanden sind. Zuletzt wurde der Attempto-Preis 2019 vergeben. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro kann zur Förderung der weiteren wissenschaftlichen Karriere eingesetzt werden. Die Attempto-Stiftung wird seit ihrer Gründung 1983 vom Universitätsbund verwaltet.

Weitere Informationen

Weitere Informationen finden Sie unter:


Eberhard Karls Universität Tübingen

Attempto-Preis

Ansprechpartner:


Aleksandra Arsić 
Universität Tübingen
Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften (CIN)
Telefon +49 7071 29-88860
aleksandra.arsic@uni-tuebingen.de 

Sandra Zepernick
Universitätsbund Tübingen e. V.
Telefon +49 7071 29-76820
sandra.zepernick@unibund.uni-tuebingen.de


Pressekontakt
Janna Eberhardt
Forschungsredakteurin
Telefon +49 7071 29-77853
Telefax +49 7071 29-5566
janna.eberhardt@uni-tuebingen.de

Publikation:
Aleksandra Arsić, Cathleen Hagemann, Nevena Stajković, Timm Schubert & Ivana Nikić-Spiegel: Minimal genetically encoded tags for fluorescent protein labeling in living neurons. Nature Communications, https://doi.org/10.1038/s41467-022-27956-y
Quelle:
https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/attempto-preis-fuer-die-sichtbarmachung-einzelner-proteine-in-lebenden-nervenzellen/