29.04.2004 | Pressemitteilung

Region Stuttgart/Neckar-Alb erfolgreich bei BioChancePLUS

Bei den 6. BMBF Biotechnologie-Tagen in Jena wird auch die Arbeit der BioRegio STERN ausgezeichnet – Reutlinger Dr. Petry genmedics GmbH wird gefördert

(Reutlingen/Jena) – Ideen und Innovationskraft von derzeit rund 500 deutschen Biotechunternehmen sind für den Standort Deutschland von größter Bedeutung. Zwar hat sich Deutschland in den vergangenen beiden Jahrzehnten in der modernen Biotechnologie zu einem international anerkannten Wissenschaftsstandort mit einer stark institutionell verankerten Forschungsinfrastruktur entwickelt. Auch ist der wachsende Trend, das vorhandene biotechnologische Wissen in die Anwendung zu transferieren unübersehbar. Doch es sind fast immer junge, kleine Unternehmen, deren Gründer Wissenstransfers aus ihren vorhergehenden wissenschaftlichen Tätigkeiten ermöglichen: Die Grundlagen ihres neuen Unternehmertums entstammen unmittelbar der erkenntnisorientierten Grundlagenforschung an Hochschulen und in Forschungsinstituten und müssen erst noch zur Anwendungsreife weiterentwickelt werden, ehe an eine Finanzierung über eigene Umsätze zu denken ist. Hier setzen die Förderprogramme an, mit denen das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Entwicklung dieser Unternehmen auf dem Weg von der Forschung zur Entwicklung marktreifer Produkte nach Kräften unterstützt. »Für die pharmazeutische Industrie werden Innovationen aus der Biotechnologie künftig über Marktpositionen im internationalen Wettbewerb entscheiden«, stellte der Parlamentarische Staatssekretär Christoph Matschie anlässlich der 6. BMBF Biotechnologie-Tage in Jena fest. Derzeit entfielen im deutschen Arzneimittelmarkt – einem der größten weltweit – acht Prozent des Umsatzes auf biotechnologisch hergestellte Präparate. »In wenigen Jahren werden weltweit 50 Prozent aller pharmazeutischen Produkte biotechnologisch basiert sein«, so Matschies Prognose.

Entsprechend spannend war für die in Jena zusammen gekommenen Forscher und Biotechunternehmer die Bekanntgabe der ersten vier Förderzusagen im BMBF-Programm BioChancePLUS. Die Antragsteller aus der Region Stuttgart/Neckar-Alb waren äußerst optimistisch nach Jena gefahren – zu Recht, wie sich heraus stellte.Von den 222 Projektskizzen, die über die 24 deutschen BioRegionen beim Projektträger des BMBF, dem Forschungszentrum Jülich, eingereicht worden waren, kamen 22, also zehn Prozent, aus dem Einzugsgebiet der BioRegio STERN (Stuttgart, Tübingen, Esslingen, Reutlingen und Neckar-Alb). 57 der 222 Antragsteller, die Projektskizzen abgeliefert hatten, wurden aufgefordert, Vollanträge einzureichen, darunter sieben – also ein Drittel der über STERN eingereichten beziehungsweise zwölf Prozent der eingeforderten Anträge – von STERN.

Damit stellte sich STERN klar an die Spitze der BioRegionen. Kein Zufall, denn überdurchschnittliche Leistung zu bringen, ist das erklärte Ziel von STERN-Geschäfts-führer Dr. Klaus Eichenberg: »Unsere Strategie, vor allem die Verknüpfung von Wertschöpfungsketten und Netzwerken zu unterstützen, führt dazu, dass wissenschaftlich sinnvolle Projekte frühzeitig mit wirtschaftlich tragfähigen Konzeptionen unterbaut werden«.

Unterstützung für Dr. Petry genmedics GmbH gegen Staphylococcus aureus

Von den 57 Unternehmen, von denen ein Teil der Förderanträge das BMBF bewilligen wird, wurden in Jena die ersten vier bekannt. Unter ihnen ist mit der Reutlinger Dr. Petry genmedics GmbH ein Antragsteller von STERN.

In Zusammenarbeit mit Professor Dr. Fritz Götz vom Lehrstuhl für Mikrobielle Genetik der Universität Tübingen beschäftigt sich Dr. Petry genmedics mit neuen und bereits viel versprechenden Ansätzen zur Bekämpfung des Staphylococcus aureus. Dieses allgegenwärtige Bakterium, dessen harmlosere Krankheitsbilder wie Abszesse oder Wundinfektionen weit verbreitet sind, entwickelt sich – als Auslöser von Leben bedrohenden Erkrankungen wie Herzmuskelentzündungen, Lungenentzündung oder Blutvergiftung – zunehmend zum Problem, da es Resistenzen gegen nahezu alle bekannten Antibiotika entwickelt hat. Auch in der Tiermedizin stellt Staphylococcus aureus als Hauptverursacher der Euterentzündung bei Rindern ein großes Problem dar.

Dr. Petry genmedics arbeitet an zwei neuen Antiinfektiva, also antibiotisch wirkenden Verbindungen. Die Entwicklung eines patentierbaren und wirtschaftlichen Herstellungsverfahrens wird über 700.000 Euro kosten. Mit der beantragten Fördersumme von 472.500 Euro, die über drei Jahre verteilt zur Auszahlung kommen, werden vier Arbeitsplätze für Wissenschaftler eingerichtet.

BioChancePLUS

In der ersten Runde unterstützt der BMBF-Förderschwerpunkt BioChancePLUS risikoreiche Entwicklungen von jungen Biotechnologie-Unternehmen mit 50 Millionen Euro. Ungeachtet der positiven Entwicklung in den letzten Jahren sind viele junge Biotechnologie-Unternehmen wirtschaftlich noch nicht stabil. Um die Branche in der Konsolidierungsphase zu stärken, wurde im Jahr 2003 BioChancePLUS aufgelegt. Zu den vom BMBF bereit gestellten Projektfördermitteln von insgesamt 100 Millionen Euro kommen weitere 150 Millionen Euro privates Kapital. Die nächste Runde von BioChancePLUS wird am 15. Oktober 2004 beginnen und ähnlich gut ausgestattet sein.zk-haz