04.10.2017 | Universität Hohenheim | News

500.000 Euro Förderzuschlag: Uni Hohenheim macht Studierende und Forscher fit für China

BMBF fördert Chinakompetenz-Plan mit Workshops, Exkursionen, Wirtschafts-Kooperationen und mehr / eines von 4 Leuchtturmprojekten bundesweit, davon 3 in Ba-Wü

Über 5.000 deutsche Unternehmen sind laut Auswärtigem Amt aktuell in China vertreten, immerhin 900 chinesische Firmen in Deutschland. Auch im Bereich der Wissenschaft gibt es zunehmend Kooperationen. Diesen wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Austausch fördert die Universität Hohenheim mit neuen Angeboten für Wissenschaftler und Studierende im Rahmen des Programms CHIKOH – Chinakompetenz Hohenheim. Hinzu kommen Kooperationsstudiengänge wie der neu unterzeichnete Master-Doppelabschluss Management mit der Tongji-Universität Shanghai.

Mit ihren Stärken in Bereichen wie Maschinenbau, Technologie und Bioökonomie schauen Unternehmen in Baden-Württemberg zunehmend nach China als Partner in der Wirtschaft. Die Universität Hohenheim unterstützt diese Entwicklung zukünftig mit einem gestärkten China-Profil in Forschung und Lehre und wird dafür vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ab Oktober 2017 als Leuchtturmprojekt gefördert. Auch mit den beiden anderen baden-württembergischen Leuchtturmprojekten an der Universität Tübingen und am Karlsruher Institut für Technologie will sich die Universität Hohenheim dabei vernetzen.

Projektleiter Dr. Johannes Klenk von der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hohenheim erklärt die Bedeutung des neuen Programms: „Viele unserer Studierenden arbeiten später in Unternehmen in der Region, die enge Wirtschaftsbeziehungen mit China pflegen. Diese Unternehmen brauchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern ausgebildet sind.“

Dazu entwickelt die Universität ab Herbst spezielle Angebote, zum Beispiel Workshops zum Thema „Doing Business in China“, erläutert Dr. Klenk. „Darin berichten unter anderem Vertreter aus der Wirtschaft von ihren Erfahrungen mit den chinesischen Partnern und vermitteln so interkulturelle Kompetenzen aus der Praxis.“

Neben solchen speziellen Workshops sollen auch die regulären Studieninhalte die deutsch-chinesischen Beziehungen stärker berücksichtigen: „Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei das Thema Verhandlungen mit chinesischen Partnern und Kunden sein, das deutsche Unternehmen vor besondere Herausforderungen stellt.“

Exkursionen, Workshops, Promotionsprogramm

Nachwuchswissenschaftler will das CHIKOH-Programm dabei unterstützen, Forschungsprojekte in China und mit chinesischen Partnern anzupacken. So sollen während der Projektlaufzeit mehrere binationale Promotionen gemeinsam mit chinesischen Partnern ermöglicht werden.

Vorbereiten können sich die Wissenschaftler darauf zum Beispiel im Workshop „Doing Research in China“. Er vermittelt Kenntnisse zur chinesischen Hochschul- und Forschungslandschaft und wissenschaftlichen Förder- und Kooperationsmöglichkeiten ebenso wie zur aktuellen gesellschaftlichen und politischen Situation in China.

Nachwuchswissenschaftler und Studierende werden außerdem im Rahmen des Programms für zehn Tage nach China reisen. Gemeinsam mit Lehrenden vor Ort besuchen sie dort deutsche Unternehmen, um Fallstudien zu deren Erfahrungen anzufertigen. Diese Ergebnisse fließen wiederum an der Universität Hohenheim in die Lehre und die Planung weiterer Angebote mit ein.

Enge Vernetzung mit der Wirtschaft im Zukunftsfeld Bioökonomie

Partner aus der regionalen Wirtschaft sind an vielen Stellen im Projekt mit einbezogen. So sitzen im Projektbeirat neben Wissenschaftlern der Universität auch Vertreter verschiedener Unternehmen, der regionalen Wirtschaftsförderung und der IHK Region Stuttgart.

Ein wichtiger Programmpunkt ist zudem der Hohenheimer China Dialog als Austauschplattform für Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft aus der Region: In Vorträgen, moderierten Gesprächen und Paneldiskussionen sollen sich dabei neue wissenschaftliche Erkenntnisse und unternehmerische Praxis begegnen. Wissenschaftler der Partner aus China bringen chinesische Perspektiven ein. Von April 2018 an soll das Format jedes Jahr stattfinden.

Mit solchen Angeboten zum Wissenstransfer soll durch das Projekt dauerhaft ein Kompetenzzentrum für Wirtschaftskooperationen mit China entstehen. Einen inhaltlichen Anknüpfungspunkt biete dabei der Schwerpunkt Bioökonomie der Universität Hohenheim, so Dr. Klenk: „Das Projekt beinhaltet zwar viele Angebote aus den Wirtschaftswissenschaften, beteiligt sind aber alle drei Fakultäten der Universität Hohenheim. Gerade für die Bioökonomie bringen die Agrar- und Naturwissenschaften immenses Know-how mit.“

China im Blick: Neuer Doppelmaster beschlossen, weitere geplant

Das CHIKOH-Programm ist nicht der einzige Baustein, mit dem die Universität Hohenheim ihr China-Profil stärkt. Ein weiterer wichtiger Schritt gelang dazu im Juli: Mit der Tongji University Shanghai beschloss die Universität Hohenheim die Einrichtung eines gemeinsamen Doppel-Master-Programms “Management“. Studierende beider Universitäten verbringen dabei je ein Jahr an ihrer eigenen und ein Jahr an der Partnerhochschule, um den doppelten Abschluss zu erlangen.

Starten soll der neue Studiengang bereits zum diesjährigen Wintersemester 2017/2018, die ersten Absolventen sollen 2020 ihren doppelten Abschluss in den Händen halten. Damit schließt die Universität Hohenheim erfolgreich an bereits bestehende Doppel-Master-Programme mit den Universitäten von Liège, Pavia und Venedig an. Weitere deutsch-chinesische Doppelstudiengänge sind geplant, die Gespräche mit verschiedenen Universitäten in China laufen.

HINTERGRUND: Über 40 Jahre Kooperation mit China

Die Zusammenarbeit mit China hat an der Universität Hohenheim eine jahrzehntelange Tradition. Erste Kooperationen begannen in den 1970er Jahren, als sich die Universität Hohenheim engagiert am Wissenschaftsaufbau beteiligte. Heute lehren an der China Agricultural University in Peking mehrere Professoren, die bedeutende Teile ihrer akademischen Laufbahn durch die Universität erhielten. Von 2004 bis 2013 führten beide Universitäten das erste deutsch-chinesische Graduiertenkolleg zur Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern durch.

Die große Verbundenheit wurde inzwischen auch auf politischer Ebene bekräftigt. So erhielten vier Professoren der Universität Hohenheim den China Friendship Award als höchste Auszeichnung, die von der Volksrepublik China an ausländische Staatsangehörige verliehen wird.

HINTERGRUND: BMBF-Projekt CHIKOH – China-Kompetenz in Hohenheim

Das Programm CHIKOH startet offiziell am 1. Oktober 2017. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert es gemäß der Richtlinie zur Förderung von „Innovativen Konzepten zum Ausbau der China-Kompetenz an deutschen Hochschulen“ mit 476.900 € über eine Laufzeit von drei Jahren. Weitere Leuchtturmprojekte gibt es an der Universität Tübingen, dem Karlsruher Institut für Technologie und der TU Clausthal.

Quelle:
Text: Barsch / Klebs, Universität Hohenheim